Der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs hat die Musikschule Holzminden besucht und weitere Unterstützung seines Hauses und des Landes zugesagt. Deutlich wurde, wie wichtig die Arbeit der Musikschule als Bildungseinrichtung und Kulturträger ist.

Ganz allmählich tut sich etwas in der Finanzierung und Förderung der Musikschulen in Niedersachsen. Das Land hat die Förderung um zwei Millionen Euro aufgestockt. Es ist die erste Erhöhung seit 20 Jahren und kann nicht mehr als ein Anfang sein. Immerhin ist es eine Anerkennung der wichtigen in den Musikschulen geleisteten gesellschaftlichen Arbeit als multiple Bildungseinrichtung, ob kommunal getragen oder von einem Verein, so wie es in Holzminden der Fall ist. Für die Musikschule Holzminden ist es ein wichtiger Schritt, er bedeutet, dass sich der Förderanteil von 10.000 auf 25.000 Euro erhöht, die komplett in die Gehälter der Musikschullehrer fließen. Denn hier ist die Konkurrenz zu öffentlichen Musikschulen oder Grund- und allgemeinbildenden Schulen groß: Sie können nach Tarif zahlen und bieten den gesuchten Musiklehrern das warme Nest des öffentlichen Dienstes. Drüben in Höxter ist die Musikschule gerade kommunalisiert worden.

Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, besuchte jetzt die Musikschule Holzminden, zusammen mit der Wahlkreisabgeordneten und Landtagsvizepräsidentin Sabine Tippelt. Zuvor hatten beide die HAWK besucht. Jetzt ging es um Austausch und Information mit Musikschulleiter Alexander Käberich und dem Vorsitzenden Reinhard Nowak. Mohrs hatte bereits die Musikschulen in Wolfsburg und Peine besucht, die unter ganz anderen Bedingungen arbeiten. In Holzminden lernte er eine vergleichsweise „kleine“ Musikschule kennen.

Zur Einstimmung sang die diesjährige Vocal-Hero-Siegerin Vlada Ilina den Song „Riptide“ und zeigte diese eine Facette der Musikschularbeit, die vielleicht die öffentlichkeitswirksamste ist: Das Finale des jährlich stattfindenden Gesangswettbewerbs füllt nicht nur die Stadthalle, das erfolgreiche Konzept wird mittlerweile kopiert. Für Minister Mohrs ein Beispiel dafür, „dass Musikschule mittlerweile einen ganz anderen Anspruch hat und neue Zielgruppen anspricht“.

Mohrs und Tippelt sagen Verstetigung der Förderung zu

Sabine Tippelt und Minister Falko Mohrs sagten Käberich und Nowak bei ihrem Besuch eine Verstetigung der Musikschul-Förderung zu. „Ich weiß, wie knapp das Geld für die Musikschulen ist – gerade in Niedersachsen“, so Tippelt. Die Botschaft sei in Landtag und Kabinett angekommen, auch, weil so viele Musikschul- und kommunale Vertreter auf die Landespolitiker zugegangen seien. „Es war uns wichtig, aufzustocken. Es ist in unseren Köpfen, hier nicht zu reduzieren.“ Und dafür dankte sie auch Minister Mohrs. Der Minister stieß ins gleiche Horn: „Ich bin froh, dass wir nach 20 Jahren diesen Schritt getan haben, aber ich bin noch nicht ganz zufrieden. Das Land ist eher schwach in der Unterstützung der Musikschulen. Es ist der erste Schritt, gut und notwendig, aber nicht der letzte. Der Bedarf ist größer als diese zwei Millionen“, sagte er. Es gelte also, nachzulegen – und dafür Überzeugungsarbeit zu leisten.

Holzminden Minister Mohrs
Von Links: Bürgermeister Christian Belke, Musikschulleiter Alexander Käberich, Sabine Tippelt MdL, Minister Falko Mohrs, Vorsitzender der Musikschule Reinhard Nowak (Foto: Thomas Specht)

Minister würdigt Auftrag und Arbeit der Musikschulen

Minister Mohrs würdigte Auftrag und Arbeit der Musikschulen im Land, der Musikschule Holzminden, sagte weitere Unterstützung zu. Und auch Sabine Tippelt gab zu verstehen, dass sie als Saxophonspielerin wisse, was sie ihrer Musikschule zu verdanken habe, welche gesellschaftliche Aufgaben Musikschulen leisteten – weit über das Musikalische hinaus. Und so ist Verein eben nicht gleich Verein. Das weiß auch Holzmindens Bürgermeister Christian Belke. Auch die Stadt hatte die kommunale Förderung der Musikschule erhöht und sich vertraglich langfristig gebunden. „Land und Kommunen müssen gemeinsam investieren. Mit Schule, Sport und Musik können wir Menschen überzeugen, hierher zu ziehen. Die Musikschule Holzminden hat einen tollen Ruf“, lobte Belke, „der Rat hat eine kluge Entscheidung getroffen, die Mittel deutlich aufzustocken!“ Das sei für die Stadt trotz defizitären Haushalts ein „kluges Invest“.

Für so viel Lob und Ehre und finanzielle Unterstützung dankten Alexander Käberich und Reinhard Nowak herzlich. „Wir sind Bildungseinrichtung und Kulturträger“, sagte Käberich. „Und es ist mir sehr bewusst, dass wir rausgehen, uns präsentieren müssen.“ Die Musikschule Holzminden bereichert die Region mit hauptberuflichen Musikern in einer Stadt mit 20.000 Einwohnern: „Das ist schon ganz gut, das schafft was Bleibendes“, bestätigte Käberich bescheiden. 14 Lehrkräfte teilen sich zehn Vollzeitstellen. Und kein einziges Instrument sei mit öffentlichen Geldern angeschafft worden, sondern allesamt durch Förderer.

Dank für Unterstützung von Stadt und Land

Vorsitzender Reinhard Nowak verwies auf den Unterschied zwischen kommunal und vereinsgeführter Musikschule. Die Lehrer seien eben bei einem Verein angestellt und nicht im öffentlichen Dienst. Mit einem Etat von einer halben Million Euro sei die Musikschule Holzminden „ein kleines Unternehmen“, und jedes Gehalt ernähre eine Familie. Die Erhöhung der Förderung „gibt uns Sicherheit“, sagte Nowak und dankte dafür.

Alexander Käberich freut sich über ein „tolles Kollegium und gute Stimmung“, das wüssten die Kollegen selbst zu schätzen, manchmal im Nachhinein, und der Vertrag mit der Stadt Holzminden eröffne „echte Perspektiven“. Und doch sind die finanziellen Verlockungen anderer Häuser, anderer Schulen, weiter ein Problem. Denn die Musikschule Holzminden kann ihre Lehrkräfte – trotz Förderung – immer noch nicht nach Tarif bezahlen. Umso wichtiger wird es sein, dass Stadt und Land ihre finanzielle Unterstützung verstetigen, bestenfalls steigern, und die hier geleistete gute Arbeit auf diese Weise würdigen.

Täglicher Anzeiger Holzminden vom 21.12.23, Thomas Specht