Musikschule Nordhorn veranstaltet Festival und präsentiert eine Fülle von Ensembles

Zum ersten Mal fand in der Wasserstadt Nordhorn ein Festival statt, das von der Musikschule der Stadt Nordhorn organisiert wurde. Unter dem Motto „Wiederbelebung der Innenstadt“ wurde am Freitag, den 24. und Samstag, den 25. Juni 2022 in die Nordhorner Innenstadt eingeladen. Die Menschen erwartete ein breites gastronomisches Angebot, eine Ralley für Kinder, bei der in verschiedenen Schaufenstern die Antworten zu Fragen über Musikinstrumente gesucht werden mussten, eine Hüpfburg und dazu auf der großen Bühne „Am Markt“ ein vielseitiges und umfangreiches Musikprogramm.

Das „Festival am Wasser“ wurde über das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ des Landes Niedersachsen, finanziert aus EU-Mitteln zur Zukunftssicherung der Innenstädte als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie, gefördert. Weitere Sponsoren waren die Kreissparkassenstiftung, die List AG und die Grafschafter Nachrichten.

Die Idee entstand 2021 während der Vorbereitungen zum 50-jährigen Jubiläum der Musikschule. Die Musikschule Nordhorn zeichnet sich durch eine ungewöhnlich große Anzahl an Ensembles aus und der damalige Musikschulleiter Hilmar Sundermann wünschte sich eine Möglichkeit, die an seiner Schule geleistete Ensemblearbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen mit zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen ein ganzes Jahr lang und mit dem Festival am Wasser als Höhepunkt und Abschluss ließ sich dann auch der Wunsch nach einer kompakten Darstellung der Ensemblearbeit an der Musikschule realisieren.

„Das Festival war generationsübergreifend, musikstilübergreifend und grenzübergreifend“, so Ivo Weijmans, jetziger Schulleiter der Musikschule Nordhorn. Auf diese Weise entstanden Synergieeffekte und es wurde ein Erlebniswochenende, das in die Stadt und zu den Menschen nach der langen Pandemiezeit ein Gefühl von Gemeinschaft und Leichtigkeit brachte. „Die Menschen sind durstig nach Veranstaltungen und Erlebnissen und wir als Musikschule haben diese Gelegenheit genutzt, um zu zeigen, auf welch hohem Niveau man hier unterrichtet und was für Ergebnisse man dadurch erzielt. Wir sind stolz, dass 400 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 12 Ensembles im Stundentakt das Programm des Festivals gestaltet haben.“

Eröffnet wurde das Festival am Freitag von der Formation „Jazz we can!“, einer Dozent*innen-Band, deren Konzept es ist, Schülerinnen und Schüler zum Mitspielen einzuladen, um erste Erfahrungen im Spielen und Auftreten mit einer „echten“ Band zu sammeln. Weiter ging es mit den Schülerbands „The Luckys“ und „Schischkröte auf D“ und der Bigband der Musikschule „Steam and Beat“, die dem Publikum einheizten. Zum Ende verbreitete die Berrytones Bigband unter der Leitung von Andrew Berryman bis spät in den Abend eine wunderbar gelassene Festivalstimmung.

Der Samstag begann mit einem beeindruckenden Auftritt von insgesamt 90 Musikerinnen und Musikern, die sich zu einem großen Orchesterprojekt unter der Leitung von Ivo Weijmans zusammengefunden hatten. Hier wurde es grenzübergreifend, denn zu den Blasorchestern aus Bad Bentheim und Nordhorn gesellte sich die Hengelo Christelijke Harmonie aus den Niederlanden.

Überhaupt: Ivo Weijmans. Er ist der scheinbar unablässig laufende Motor des Geschehens in der und um die Musikschule Nordhorn. Neben seinen Aufgaben als Schul- und Ensembleleiter hat er anlässlich des Jubiläums das Musikschul-Musical „Cecilia“ komponiert, das einmal mehr die Ensemblestärke der Nordhorner Musikschule sichtbar und hörbar macht und dessen Höhepunkte beim Festival aufgeführt wurden. „Es ist jedes Mal aufs Neue überwältigend, wenn die 80 Kinder des Kinderchors zusammen mit einem Symphonieorchester und einer Band musizieren“, stellt Ioana Cadar, die stellvertretende Leiterin der Musikschule, fest. „In ‚Cecilia‘ wird dem Publikum ein Einblick in das Musikschulleben gegeben und es könnte auch eine wahre Geschichte sein. Cecilia findet ihre Liebe zur Musik und genauso geht es vielen unserer Schülerinnen und Schüler auch.“

Weiter ging es mit einem anspruchsvollen Programm des Jugendchors „Agitato“, in dessen Reihen sich auch Preisträger*innen des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert befinden. Preisträger*innen von Jugend musiziert hat ein anderes Aushängeschild der Musikschule Nordhorn ebenfalls aufzuweisen, nämlich das Perkussionsensemble, das im Anschluss eindrucksvoll und temperamentvoll sein abwechslungsreiches Programm zu Gehör brachte. Die Musik für die große Bandbandbreite an Perkussionsinstrumenten hat in den letzten Jahren einen großen Popularitätsschub erfahren. Die Perkussionsklasse in Nordhorn kann sich seit Jahren über Zuwachs freuen. Dass die Musik und die Musizierenden auch beim Publikum gut ankamen, bewies der frenetische Applaus.

Eine ganz andere Klang- und Stilrichtung hat das Akkordeon-Orchester im Repertoire und begeisterte das Publikum mit modernen Arrangements und einem schönen weichen Klang. Dass das Ensemblespiel an der Musikschule Nordhorn großgeschrieben wird, dafür stehen exemplarisch auch zwei weitere Formationen, die dann die Bühne betraten: Das Crossover Projekt Classic/Pop, in dem Kinder bis 11 Jahre, die bereits in Streicher- und Bläserorchestern spielen, zusammen musizieren und das Rock-Pop Ensemble ConneXion. ConneXion präsentierte das Programm, das sie für ihren Auftritt beim Europäischen Jugendmusikfestival 2022 in Luxemburg einstudiert hatten. Das Projektensemble setzt sich aus der Musikschul-Bigband, einem Streichquartett, Perkussionisten und Sängerinnen zusammen, insgesamt 30 Musizierende. Natürlich durfte auch das mittlerweile sehr beliebte Sinfonic-Rock-Night-Ensemble nicht fehlen, das ein Potpourri der schönsten Titel der letzten Jahre aufführte.

Zum Konzept der Musikschule Nordhorn gehört auch eine gute Pflege des Kontakts und des Austausches mit der Partnermusikschule Vogtland in Reichenbach. Die Gäste aus Sachsen präsentierten sich auf dem Festival mit einem Querflötenquartett und einen Klavier-Tuba-Duo. Mit der Band „Queen Forever“ wurde dann zum Abschluss noch einmal richtig bis in die späte Nacht gefeiert.

Alle Beteiligten aus Musikschule, Gastronomie und Handel waren sich nach dem Festival einig, dass das Ziel, die Menschen wieder in Nordhorns Innenstadt zu locken und diese wiederzubeleben, erreicht wurde. Mit dem Festival am Wasser hat die Musikschule Nordhorn ein deutliches Zeichen gesetzt, wie Musikschularbeit in und auf das Leben der Menschen innerhalb und außerhalb der Musikschule wirkt. Dass Verbundenheit und Gemeinschaftsgefühl, so wie sie durch Musik erlebbar sind, einem tiefen menschlichen Bedürfnis entspringen, merken wir in Zeiten der noch nicht beendeten Pandemie gerade in solchen Momenten wie in Nordhorn.