Hilfen müssen auch ankommen

Statement des Präsidenten des Landesmusikrats Niedersachsen

Inzwischen sind gut drei Monate vergangen, seit uns die Corona-Pandemie mit einer ungeahnten Intensität überrollt hat. Wir haben zu Beginn lernen müssen, wie wir uns auf diese unbekannte Situation einstellen und wie wir die damit verbundenen Einschränkungen und Probleme bewältigen können. Wir dürfen uns deshalb bei vielen Menschen bedanken, die während der vergangenen  Wochen Verantwortung übernommen haben, um dieser Krise angemessen zu begegnen.

Nachdem wir die ersten Wochen der Pandemie mit vielen Einschränkungen erlebt haben und jetzt beginnen, unseren Alltag unter erschwerten Bedingungen wieder aktiv zu gestalten, ist es Zeit, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und den Blick auf die Perspektiven zu lenken. Die Auswirkungen des Lock-Downs haben in allen Lebensbereichen Tiefe ideelle und materielle Einschnitte hinterlassen. Wir müssen aber feststellen, dass die Kultur in Deutschland und gerade in Niedersachsen besonders schwer davon betroffen ist. Viele kulturelle Einrichtungen und Kulturschaffende Menschen leiden unter existenziellen Nöten und wissen aufgrund fehlender Perspektiven nicht, wie es weitergehen kann. Sie benötigen dringend finanzielle Unterstützung zur existenziellen Absicherung und verlässliche Aussichten für eine zukunftsorientierte Gestaltung ihres kulturellen Wirkens.

Die frühzeitig durch die politisch Verantwortlichen angekündigten finanziellen Hilfen erreichen die bedürftigen Menschen und Einrichtungen nicht, weil sie fast ausnahmslos durch das Raster der Förderkriterien fallen. Die Förderprogramme sind so gestaltet, dass sie weder das berufliche Wesen von Solo-Selbständigen Musiker*innen und Einrichtungen noch die Wirklichkeit der 2.800 ehrenamtlich geführten niedersächsischen Amateurmusikvereine und Chöre erfassen und berücksichtigen. Der Stufenplan und die Verordnungen der niedersächsischen Landesregierung zum Wiedereinstieg vermitteln weder eindeutige Aussagen zu diesen häufig nicht im Plan auffindbaren Personen und Einrichtungen, noch können sie eine dringend benötigte Perspektive trotz vorliegender Studien und Hygiene-Konzepte in Aussicht stellen.

Der Landesmusikrat Niedersachsen erwartet von der niedersächsischen Landesregierung, die zu Beginn der Krise angekündigten Förderprogramme entweder neu aufzulegen oder so zu gestalten, dass die Hilfen auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommen, um die zahlreich zu befürchtenden Insolvenzen von Solo-Selbständigen oder Einrichtungen zu verhindern. Die Planungen zum Wiedereinstieg sollten so gestaltet sein, dass sich die musikalischen Einrichtungen und musikschaffenden Menschen auch identifizierbar in diesen Plänen wiederfinden und eine Aussicht auf verlässliche Perspektiven erhalten.

Hannover, den 12. Juni 2020

Johannes Münter, Präsident des Landesmusikrats Niedersachsen

Johannes Münter, Präsident des Landesmusikrats Niedersachsen